Naturschutzbezogene Maßnahmen des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken zur Stabilisierung der Wanderschäferei in Mittelfranken

Ein weiterer regionaler Schwerpunkt im Rahmen der Vortragstagung des Vereins für Schäfereigeschichte am 4. August 2012 in Bad Windsheim war dieses Referat von Frau Karin Blümlein vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Sitz in Ansbach. Die aktuelle Situation der Herdenschafhaltung ist sehr problematisch, die Vollerwerbsbetriebe benötigen Unterstützung von der politischen und fachlichen Seite, um die an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Der Landschaftspflegeverband Mittelfranken hat sich dies für seine Region zur Aufgabe gemacht.

 

Allgemein

Der Landschaftspflegeverband Mittelfranken ist ein Zusammenschluss von Landwirten, Naturschützern und Kommunalpolitikern. Er wurde im März 1986 mit Unterstützung des Bayerischen Umweltministeriums und des Bezirks Mittelfranken gegründet. Er hat die Rechtsform eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins. Mitglieder sind mittelfränkische Gemeinden, Städte, Naturschutzverbände, Bayerischer Bauernverband, Flurbereinigungsverband sowie Einzelpersonen.

Die Vorstandschaft setzt sich paritätisch aus Interessenvertretern von Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunalpolitik zusammen. Dadurch findet eine faire Interessenabwägung statt. Verschiedene Fachbehörden gehören dem Vorstand beratend an. Das Grundprinzip ist ein gleichberechtigtes Miteinander. Insgesamt ist es ein Bündnis für die Natur, um Aufgaben und Projekte in der Landschaftspflege und im Naturschutz zu realisieren. Der Landschaftspflegeverband hat keine behördlichen Befugnisse. Er wird nur subsidiär, hilfeleistend, unterstützend oder auf Wunsch der Grundstücksbesitzer, Gemeinden, Städte, Verbände oder Privatpersonen tätig. Der Landschaftspflegeverband berät, plant, beantragt, beschafft Fördergelder, führt Maßnahmen durch und rechnet ab. Er gibt durchschnittlich 85 % Zuschuss. Das bedeutet, dass eine Gemeinde die sachgerechte Anlage und Pflege von Biotopen mit 15 % Eigenanteil durchführen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung eines gesunden Naturhaushaltes leisten kann. Ein weiteres Grundprinzip ist die Freiwilligkeit. Jeder Bürger, jeder Landwirt und jede Gemeinde kann die Dienstleistungen dieses Vereins auf Wunsch in Anspruch nehmen, wird aber nicht dazu gezwungen. Örtliche Initiativen wird der Vorrang eingeräumt. Mit der Durchführung der Pflege- und Pflanzarbeiten werden versierte, ortsansässige Landwirte beauftragt. Die Landwirte erwirtschaften durch diese Tätigkeit ein Zusatzeinkommen.

Ziel: naturnahe Landschaftsräume erhalten und neu schaffen!

Aufgabenbereiche des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken

Sie sind sehr vielfältig. Naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere dürfen nicht isoliert in der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegen. Sie müssen miteinander verbunden sein. Das Ziel des Landschaftspflegeverbandes ist deshalb die planmäßige und flächendeckende Vernetzung des Landes mit naturnahen Lebensräumen wie Tümpel, Hochstaudenfluren, Streuwiesen, Feldraine, Hecken, Feldgehölze und Halbtrockenrasen. Weiterhin gehören dazu die Umweltbildung für Erwachsene, Schulen und Kindern, die Beratung von Interessenten, die Vermarktung von Lammfleisch und Projektbetreuung.

BayernNetz Natur Projekt Trockenbiotopverbund Frankenhöhe

Dieser Naturpark wurde im Jahr 2000 gegründet mit dem Ziel. Erhaltung, Verbesserung und Vernetzung der Trockenbiotope. Dieser Verbund umfasst den Landkreis Ansbach. Arbeitsbereiche in diesem Projekt sind die Schäferrevierkartierung, Pflegemaßnahmen, Unterstützung der Schäfer bei ihren Alltagsproblemen, die Öffentlichkeitsarbeit und die Regionalvermarktung mit dem Markenzeichen „Frankenhöhe-Lamm“. Die grundlegende und aktuelle Erfassung der Infrastruktur, der einzelnen Schafhaltungsbetriebe, Bestandszahlen, Betriebsstrukturen, Hutungen mit Flächengröße, Eigentumsrechte, Pachtzins, Pferchflächen, Struktur der Landschaft, Problembereiche und die Vernetzung der Hutungen untereinander sind die Grundlagen für die Umsetzung der Ziele und Arbeitsbereiche des Landschaftspflegeverbandes im Projekt Frankenhöhe.

Das Schatzkästchen der Frankenhöhe sind die Hutungen. Dieser naturnahe Lebensraum ist durch den Menschen entstanden, z.B., durch Rodung, Weidenutzung mit Rindern, Schafen und Ziegen in Verbindung mit Streuobstanlagen. Dadurch erfolgte eine Doppelnutzung der artenreichen Halbtrockenrasen. In der heutigen Zeit sind sie Rückzugsgebiete für viele Pflanzen wie z.B., Weißdorn, Wacholder, Thymian, Frühlingsenzian, Heidenelke und Tiere, wie z.B., Neuntöter, Heuschrecke, Segel- , Schafbrettfalter.

Die Magerrasen nehmen nur noch 0,25 % der Landesfläche in Bayern ein. Sie beherbergen die Hälfte der heimischen Orchideenarten, die Hälfte der Heuschrecken und Grillenarten und ein Drittel der Schmetterlingsarten. Trotz ihres geringen Umfanges sind sie starken Gefährdungen ausgesetzt. Dazu gehören der Ackerbau, der Landhunger nach Grünland, Aufforstungen, Lagerplätze für Holz, Aufforstung, fehlende Tränken, Triebwege, Pferchplätze und fehlende Nutzung.

An Hand von Fotos erläutert die Referentin die verschiedenen Möglichkeiten von Pflegemaßnahmen. Dazu gehören in erster Linie die Entbuschung und sommerliche Nachpflege der Flächen. Sondermaßnahmen des Verbandes bei der Entbuschung waren die Bürgeraktionen an den Beispielen Lehrberg und Colmberg. Darin waren die gesamten Bürger dieser Ortschaften mit eingebunden, die diese Arbeiten ehrenamtlich unter Leitung des Verbandes gemeinsam durchführten. Dies förderte das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb dieser Gemeinden mit dem Ziel, für den Ort etwas Wertvolles geleistet zu haben.

Für die Erhaltung der Magerrasen kommt in erster Linie die kostengünstige Beweidung mit Schafen und Ziegen in Frage. Die Hütehaltung garantiert die Offenhaltung und Pflege der Landschaft. Schafe sorgen für den genetischen Austausch von Tieren (Heuschrecken) und Samen der Pflanzen. Das selektive Fressen der Schafe begünstigt den Erhalt wertvoller Pflanzenarten.

Aus diesem Grund sieht der Landschaftspflegeverband die Unterstützung der Schafhalter als eine der wichtigsten Aufgaben. Er ist vor Ort die erste Anlaufstelle bei Problemen. Dies können Ablagerungen aller Art auf Hutungen (Problem bei CC-Kontrollen), fehlende Pferchflächen und Tränkeeinrichtungen in der unmittelbaren Nähe der Hutungen, Triebwege (Meidung des Straßenverkehrs) und Bau von Ställen, finanziert von Gemeinden oder überregionalen Projekten, gepachtet von Schäfern, betreffen. Die Vermittlungstätigkeit umfasst Gespräche und Ortstermine zwischen Schäfern, Gemeinden, anderen Flächeneigentümern, Jägern und Behörden. Bei Neuübernahme von Schäferrevieren leistet der Verband grundlegende Hilfestellung, u.a., was die Einhaltung von Beweidungsplänen betrifft.

Neben der praktischen Arbeit vor Ort ist die Öffentlichkeitsarbeit ein sehr wichtiger Aufgabenbereich. Über Pressearbeit, Ausstellungen zur Schäferei (Schäfermarkt in Rothenburg o. d. Tauber) und Verteilung von Infoflyer soll die Bevölkerung auf die regionale Schäferei aufmerksam gemacht und Verständnis dafür geworben werden. Von einer intakten Landschaft profitieren alle Bürger und der Tourismus in der Region. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehören auch Führungen von Kindern und Erwachsenen zum Schäfer und die Fortbildung von Gästeführern. Durch Umweltbildung können wesentliche Impulse für den verantwortlichen Umgang mit der Natur gegeben werden.

Ein weiterer Baustein des Trockenbiotopverbundes Frankenhöhe ist die Regionalvermarktung Frankenhöhe-Lamm mit dem Logo „Gutes aus dem Naturpark“. Schäfer, Metzger und Gastronomen aus der Region haben sich zusammengeschlossen und bieten über Aktionswochen Lammfleisch an, dass nach vereinbarten Kriterien produziert wird. Das Ziel ist, die Schafhalter sollen dafür einen gerechten Preis bekommen, der die Wirtschaftlichkeit des Betriebes mit unterstützt. In der Internetseite www.frankenhoehe-lamm.de kann sich der Interessent darüber informieren. Ein Kochbuch zu Spezialitäten vom Frankenhöhe-Lamm mit zahlreichen Tipps für die Hausfrau ergänzt die Werbung für dieses Produkt.

Zusammenfassung

Der Landschaftspflegeverband Mittelfranken ist in dieser Region ein sehr wichtiges Dienstleistungsunternehmen für die Erhaltung und Neuschaffung von naturnahen Landschaftsräumen. Die Hüteschäfereien und deren Stabilisierung stehen  dabei im Mittelpunkt des vielfältigen Aufgabenbereiches des Verbandes. Direkte Beratung vor Ort zu den unterschiedlichsten Problemen der Schafhaltungsbetriebe ist die beste Möglichkeit praktische Lösungen für beide Seiten zu finden. Die Schafhaltung braucht als Partner den Landschaftspflegeverband, der Verband die Partnerschaft der Schafhalter. Es ist ein Bündnis für die Natur!

(Literaturnachweis: Referat Karin Blümlein)

                                                                                                                                                              Hans Chifflard

Foto 16 oder 17 von Hans Chifflard (Dr. Mendel hat sie für mich gescannt)

Schaftränke auf Hutungen

Foto 12 von Hans Chifflard

Pferchplatz am Dorfrand in der Nähe der Hutungen